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Interview mit Irina Mikitenko

Frankfurt, 7. April 2013

 

Irina, welche Sprachen sprechen Sie?

Meine Muttersprache ist russisch. Ich lebe in Deutschland und spreche daher natürlich auch deutsch. Im Ausland und bei internationalen geschäftlichen Verbindungen spreche ich hauptsächlich englisch.

Wann kamen Sie nach Deutschland und konnten Sie bereits deutsch?

Ich kam 1996 nach Deutschland, leider ohne Sprachkenntnisse. Meine Eltern sprachen zwar deutsch, haben es uns aber nicht beigebracht. Bei meinen Kindern mache ich es anders.

Wie wichtig war es für Sie als Sportlerin, Fremdsprachenkenntnisse zu erlangen?

Natürlich sehr wichtig. Aber ich finde, dass Sprachkenntnisse nicht nur für Sportler von großer Bedeutung sind, denn Sprachkenntnisse erweitern den Horizont. Wir reisen viel, treffen viele Menschen aus unterschiedlichen Kultur- und Sprachkreisen, haben Freunde, die eine andere Sprache sprechen usw. Fremdsprachenkenntnisse sind die Schlüssel für viele Kommunikationstore.

Welche Sprache ist für Sie im professionellen Alltag die wichtigste?

Das ist ziemlich klar: In Deutschland auf jeden Fall deutsch, aber im Ausland eindeutig englisch.

Mit Ihrem Ehemann und Trainer Alexander sprechen Sie wahrscheinlich russisch. Welche Sprache wird bei Ihnen zu Hause mit den Kindern gesprochen?

Zweisprachigkeit ist für unsere Familie sehr wichtig. Zu Hause wird bei uns hauptsächlich russisch gesprochen, weil wir möchten, dass unsere Kinder russisch lernen und beherrschen. Deutsch lernen sie in der Schule, im Freundeskreis und im Alltag sowieso. Unser 18-jähriger Sohn ist der beste Beweis dafür. Er spricht nicht nur die beiden Sprachen gut sondern auch noch andere. Unsere 7-jährige Tochter wächst ebenfalls bilingual auf.

Der Marathon dauert bei Ihnen ca. 2 Stunden und 20 Minuten. Da gehen einem sicherlich viele Gedanken durch den Kopf. In welcher Sprache sind diese Gedanken bei Ihnen?

Ich versuche während des Marathonwettkamps an nichts Spezielles zu denken, um Kräfte zu sparen und mich nur aufs Laufen zu konzentrieren. Wettkampftaktik, Strecke, Zwischenzeiten usw. gehen mir aber durch den Kopf. Ich weiß aber wirklich nicht, ob ich diese Gedanken auf Deutsch oder auf Russisch habe – bei einem Wettkampf merke ich einfach keinen Unterschied.

Wie viele Stunden in der Woche trainieren Sie typischerweise? Worüber denken Sie während der langen Trainingsläufe nach?

In der Marathonvorbereitungszeit laufe ich ca. 200 Kilometer pro Woche, verteilt auf 2 Einheiten von mindestens 2 Stunden pro Tag von Montag bis Samstag. Der Sonntag ist Familientag mit „nur“ einer Trainingseinheit. Während der Trainingsläufe denke ich eher situativ nach, je nachdem was gerade passiert bzw. wichtig ist: Viel über die Kinder und Familie, über das Haus, das schöne oder grässliche Wetter, anstehende Reisen, geschäftliche Treffen etc. Der Kopf findet immer eine Beschäftigung während die Beine arbeiten.

Was ist für Sie der schönste Trainingsort auf der Welt? Was spricht man dort?

Für mich ist Sankt Moritz in der Schweiz, wo ich mein Höhentrainingslager regelmäßig abhalte, der schönste Trainingsort. Es ist ein sehr sonniger Ort, der auf ca. 1800m ü.M. liegt und sowohl landschaftlich als auch trainingstechnisch ganz toll ist. Dort spricht man bekannterweise Schwyzer-deutsch, das ich mittlerweile auch verstehe.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen und in welcher Sprache?

Ich habe kürzlich das Buch Marathon Woman von Kathrine Switzer gelesen. Dieses bekam ich persönlich von ihr geschenkt. Kathrine Switzer ist die erste Frau, die einen Marathonwettkampf gelaufen ist -  damals 1967 in Boston noch verkleidet als Mann, da Frauen von solchen Wettkämpfen ausgeschlossen waren. In beeindruckender Weise beschreibt sie ihren Werdegang, die Schwierigkeiten auf dem Weg, die Vorurteile im Ausdauersport den Frauen gegenüber und irrwitzige Situationen. Ich habe es im Original auf Englisch gelesen. Das Buch ist mittlerweile auch auf Deutsch erschienen und sehr zu empfehlen.

Wenn Sie selbst ein Buch schreiben würden, in welcher Sprache wäre das Original?

Wenn ich ein Buch schreiben würde, dann wahrscheinlich auf Russisch, weil meine Muttersprache meine stärkste ist. Aber es kommt auf den Inhalt an, denn falls es um die technische Seite des Laufens ginge, dann würde ich es sicherlich auf Deutsch besser hinbekommen.

Der Lauf für Mehrsprachigkeit ist eine ganz neue Initiative. Was hat Sie dazu bewogen, diese zu unterstützen?

Mehrsprachigkeit vereint viele Menschen. Wir denken zwar alle in unterschiedlichen Sprachen, wollen aber im Großen und Ganzen das gleiche erreichen. Wenn wir uns durch die Sprache verständigen können, erreichen wir schneller und sicherer die gemeinsamen Ziele. Dafür steht der Lauf für Mehrsprachigkeit und ich denke genauso.

Was wünschen Sie den Teilnehmern des Laufs am 26. Mai sportlich und sprachlich?

Ich wünsche den Teilnehmern des Laufs für Mehrsprachigkeit in erster Linie viel Spaß an der Bewegung. Für mich ist die Weiterentwicklung des Breitensports sehr wichtig. Die Sportler unter uns sollten als Vorbilder dienen und andere zu sportlichen Aktivitäten motivieren. Wir sollten unseren Fernsehsessel oder Computertisch regelmäßig verlassen und sportlich etwas für unsere Gesundheit tun. Die Eltern sind darin die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder.

Ich wünsche allen Sportneulingen vom Herzen, dass dieser Lauf keine Eintagsfliege für sie wird sondern sie zum Weitermachen animiert. Der Lauf für Mehrsprachigkeit ist eine tolle Plattform, um die Vertreter unterschiedlicher Kulturkreise in Frankfurt und Umgebung über den Sport zu vereinen.

Liebe Irina, wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung und das Interview.



Weitere Informationen erfragen Sie bitte bei  |  julia.zabudkin@nezabudka.de